Es war einmal eine Jasskreide. Die wohnte zusammen mit ihren Gschpönli in einem Schachteli neben den Jasskarten und den Schiefertafeln mit den grossen Ns drauf, in der Gaststube vom Gasthof Adler in Herblingen, und sie, die Jasskreide, langweilte sich. Denn die Gaststube war leer. Und auch Rösli, die Serviertochter langweilte sich, denn niemand bestellte ein Halbeli, oder eine Stange, oder einen Kafi Lutz. Denn es war ja keiner da. Da besann das Rösli sich eines Besseren und holte hinter dem Tresen ein dickes Buch hervor, das gestern jemand liegen gelassen hatte. Auf dem Deckblatt sah man einen einsamen Mann mit Wuschelkopf, in einem dunkelblauen Mantel und mit einem Spazierstock. Er blickte in eine wunderschön gemalte, neblige Berglandschaft hinaus. Und dann waren da grosse, weisse Buchstaben: K. D. FRIEDRICH. Rösli blätterte das Buch durch, und die Jasskreide blickte ihr über die Schulter. Da gab es wunderbar gemalte Landschaften und Sonnenuntergänge und Bilder mit Vollmond und Ruinen. [Fortsetzung folgt]
Objekt:
Kaspar David Friedrich: Kreidefelsen auf Rügen, 1818, Öl auf Leinwand
über uns:
Christian und Ingrid
zwei Jass-Gschpönli?
www.tim-tam.ch / www.mi-s.ch | Jasskreiden von Herblingen Teil 1, Kunst Museum, Winterthur