Der Engel Friedolin wünscht sich sehnlichst ein Nachtgewand. Er fliegt verzweifelt durch den Abend, durch das Bergtal und landet erschöpft in einem Schneekissen vor einem Haus. Da wohnt eine Frau. Sie bittet ihn herein. Er erzählt ihr von seinem Wunsch. Ein Nachtgewand aus Tränen. Das ist sehr viel Arbeit. Doch wo findet er Tränen in dieser Nacht? Oder ein Gewand aus Schaum? Schaum aus der Badewanne geht nicht. Da holt die Frau ein Hemd aus dem Schrank. Sie hat es als 13-Jährige im Hand-arbeitsunterricht in vielen Stunden genäht. ‘Vielleicht passt das?’ Der Engel hält das feine Baumwollhemd vor die Brust, lächelt. Er zieht es an, sinkt glücklich aufs Sofa und schläft ein. In der Morgendämmerung schwebt er davon. Dabei verfängt sich sein Nachtgewand im Gipfel der Birke und bleibt hängen. Am Morgen findet die Frau die Balkontüre leicht offen, und im Wind flattert an der Birke das glitzernde Hemd.
Object:
Baumwollnachthemd; wurde vor 63 Jahren im Handarbeitsunterrricht im Unterengadin genäht, noch nicht im Museum
Lieu:
Museum-zu-Hause, überall
Tgi che nus essan:
Re, Leta, Kurt, Franziska zwischen 58j und 76j.
Erzählt vom Silvester Team in Lavin
www.tim-tam.ch / www.mi-s.ch | Friedolins Nachtgewand, Museum-zu-Hause, überall